Erdbeben

Nach meiner Erfahrung mit dem Erdbeben in Athen, bei dem sich vor meinen Augen die Mauer eines Hauses in sich verschob, fragte ich Mikis nach seiner diesbezüglichen Erfahrung.

Mikis: Einige Sekunden vor dem Erdbeben gibt es immer ein furchtbares Grollen, das aus Tausenden Metern Tiefe heraufdringt. Immer vor einem Erdbeben ist das zu hören. Ich höre es jetzt jeden Tag, auch nachts, wenn ich schlafe, höre ich es ... Das heißt, dass sich im Innersten der Erde Steinmassen verschieben und zusammenstürzen, und dann bricht es nach oben durch. Es ist wie beim Gewitter, nur umgekehrt. Wenn es gewittert, ist erst der Blitz zu sehen, danach kommt der Donner.

Asteris: Hörst du auch einen Unterschied zwischen 4 und 6 Richter?, wollte ich wissen.

Mikis: Ja. Heute Mittag war es so furchtbar, als würde ein Sturm der Windstärke 10 toben. Ich stelle mir vor, dass die antiken Griechen, als sie das hörten, glaubten, tief unten in der Erde hausten Ungeheuer. So entstanden wahrscheinlich auch die Mythen um Agelados. Diese unglaublichen Kräfte. Du erkennst deine Ohnmacht. Erkennst, dass du absolut nichts dagegen machen kannst. Myrto und ich schauten uns an, und bis wir recht begriffen, was passiert war, war es auch schon vorbei. Es dauerte 10 Sekunden. In der Türkei waren es 45 Sekunden. Wenn es länger gedauert hätte, wäre vielleicht auch unser Haus eingestürzt. Du schaffst es nicht zu entkommen. Nach 10 Sekunden vielleicht. Aber warten denn die Katastrophen, dass du ihnen entkommst? Du kannst nichts machen. Das muss man akzeptieren.

© Asteris Kutulas

 

 

 

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