Gedichte von Manolis Anagnostakis

Alte Straßen

Alte Straßen, die ich liebte und die ich grenzenlos haßte.
Laufen im Schatten der Häuser,
in den Nächten der Heimkehr,
der unabwendbaren, und tot die Stadt.
Belanglos meine Gegenwart,
die ich an jeder Straßenecke kreuze.
Mach, daß ich dich einst treffe,
du verlorenes Bild meiner Sehnsucht,
und ich,
selbstvergessen und trotzig,
irre umher,
in meinen Händen ein Fünkchen haltend, das flackert.

Doch ich ging weiter – ging durch die Nacht,
ohne irgendwen zu kennen,
und niemand kannte mich.


Tonlose Schatten

Tonlose Schatten, auf der Treppe ausgebreitet,
trübe Augen, die Meeresbilder gefangen halten,
Wellen mit aufreizender Unruhe auf dem schlohweißen Bergrücken.

Nackt wälzte ich mich im Sand,
aber ich unterwarf mich nicht und liebte nur dich,
die du mich so festhieltest
– wie ich liebte die gesunkenen Schiffe
mit den tragikschweren Namen,
die fernen Leuchttürme.

Die Lichter eines sagenhaften Horizonts
Des Nachts, da ich allein suchte zu finden mein verlorenes Selbst,
die Nächte, die ich in mir mordete
jede meiner alten Illusionen.

© Übertragen von Asteris & Ina Kutulas

 

 

 

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