Sehnsucht, die verlorene Zeit, die verfluchte Obdachlosigkeit, das Herz, die Muuuusik, Leben zwischen den Welten ...
Gedanken zur ersten CD der griechisch-deutsch-türkischen Band Zotos-Compania
Was soll man machen, als Grieche, in Deutschland geboren? "Was schlägst du an meine Tür? Ich will nicht mehr, daß du mich liebst." Wer sagt denn, daß der Grieche, der Türke den Deutschen und der Deutsche den Griechen, den Türken liebt? Der Grieche lädt den Deutschen ein, zu singen, zu tanzen, Gast zu sein. Und der Deutsche und der Türke bedanken sich, Rebetiko spielend, und das viel deutscher als griechische Rebetes. Konsequenterweise adaptiert die Zotos Compania in zum Teil sehr freier Art und Weise diese Musik, die sich in ihren Anfängen um 1900 als textliche und melodische Improvisationskunst herausgebildet hatte. Dem kommt der Live-Charakter vorliegender Aufnahme nur zugute, die offenbart, daß diese Musik mehr mit den Interpreten als mit Rebetiko zu tun hat, und damit sehr viel mit Rebetiko. In unserem Fall handelt es sich um eine verinnerlichte, um eine "verdaute" Sache. Und so hat diese Aufnahme tatsächlich auch etwas - nämlich sehr viel - mit den Musikern der Zotos Compania zu tun, mit den neunziger Jahren des 20. Jahrhunderts, mit dem sehr vagen und doch konkreten Begriff "World-Music". Denn die Frage stellt sich in solchen Fällen zwangsläufig: Warum sollen Inder schwarzen Blues spielen? Oder Deutsche griechische Rebetiko-Musik? (Und ich meine das auf einer anderen Ebene als auf der, die die Antwort brächte: Warum nicht? Wenn's Spaß macht? Dagegen wäre sowieso nichts zu sagen.)
Der Grieche lädt den Deutschen ein, und der Deutsche kann dieses Gastrecht genießen, selbst Gastgeber seiend. Ohne den Griechen je beherrschen zu wollen. So bleibt beiden die Chance, daß bei ihrer Umarmung, der eine den andern nicht abwürgt, sondern einer eingeht in den andern und sie sich gegenseitig aufheben. Und schließlich neu erschaffen.
© Ina & Asteris Kutulas
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